• Die Überdachung
    der Stiftsruine
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Schon bei den ersten Festspielen 1951 hatte die „Gesellschaft der Freunde der Stiftsruine“ Überlegungen zu einer Regensicherung angestellt. Dies führte dazu, dass sie am 4. Dezember 1958 beschloss, einen Ideenwettbewerb für eine temporäre Überdachung der Ruine durchzuführen. Die Hessische Landesregierung erklärte sich einverstanden.

Auf diese Ausschreibung, die nach Verfahrensregeln des Bundes Deutscher Architekten durchgeführt wurde, gingen 37 Entwürfe ein. Das Preisgericht, das aus renommierten Architekten bestand, prämierte am 3. November 1959 drei Entwürfe, weitere Entwürfe wurden angekauft.

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Professor Dr. Frei Otto ließ den Traum 1968 Wirklichkeit werden

Es sollte noch bis 1968 dauern, bis einer der Entwurfseinreicher, Professor Dr. Frei Otto (1925-2015), den Traum vom Regendach für die Stiftsruine Wirklichkeit werden ließ. Heute ist es für die Festspiele eine fundamentale technische Einrichtung, auf die nicht verzichtet werden kann und die mittlerweile unter Denkmalschutz steht.

Das Dach hängt an 14 netzartig aufgespannten Drahtseilen, die an einem einzigen, 36 Meter hohen Mast befestigt sind. Außerhalb der Ruine wird die Konstruktion nach unten abgespannt. Anders als ebene Zeltdächer erhält das Zeltdach der Stiftsruine durch die Krümmungen zwischen den Hoch- und Tiefpunkten große Stabilität. Die Konstruktion berührt das Gebäude nicht, eine Auflage des Denkmalschutzes.

22 Elektromotoren können die rund 1.600 m2 große Dachhaut in wenigen Minuten aus- und einfahren. Trotz der prognostizierten kurzen Lebensdauer der Motoren halten sie noch heute. Lediglich die Plane wurde bisher zweimal erneuert. Die erste Dachhaut wurde aus Trevira-Fasern gefertigt, die damals noch von der Hoechst AG in Bad Hersfeld hergestellt wurden. Die derzeitige Dachhaut war 2018 eine Spende der mertus GmbH als Hauptgesellschafterin der Hersfelder Filament Factory. Jede Plane hat also 25 Jahre gehalten, deutlich länger als Frei Otto prognostiziert hatte. Das heutige Dach wiegt ca. 1,2 Tonnen.

Die "Gesellschaft der Freunde der Stiftsruine" ließ später auch Pläne für die Überdachung der Bühne anfertigen. Auch hierbei waren die Auflagen des Denkmalschutzes zu beachten. Deshalb überschritt der notwendige Aufwand einerseits die finanziellen Möglichkeiten, andererseits ist auch heute noch zu bedenken, ob dann das Freilichterlebnis, das auch den Charme der Bad Hersfelder Festspiele ausmacht, nicht vollkommen abhanden käme.

Frei Otto, der durch die Überdachung des Olympia-Geländes in München einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde, ist für eine wunderbare Konstruktion zu danken, die ein wichtiger Beitrag für die Bad Hersfelder Festspiele ist und neben dem einzigartigen Raum- und Kulturerlebnis auch das Wohlbefinden unserer Besucher gewährleistet.