Ein aktuelles Projekt der Gesellschaft der Freunde der Stiftsruine e.V., ermöglicht durch Spenden anlässlich des Todes eines unserer Mitglieder, ist die Sicherung und mögliche Sanierung eines historischen Uhrwerks im oberen Teil des Katharinenturms. Die hölzerne Uhrenkammer war geborsten und wegen des offenen Turms war die schmiedeeiserne Oberfläche durch Korrosion stark angegriffen.
Die Fachfirma Willing aus Ohrdruf-Gräfenhain in Thüringen wurde von der Gesellschaft der Freunde der Stiftsruine e.V. in Absprache mit der hessischen Landesverwaltung „Schlösser und Gärten“ beauftragt, das Uhrwerk fachgerecht auszubauen, eine Expertise anzufertigen, die Substanz zu sichern und die Mechanik wieder funktionsfähig zu machen. Ein historisches Foto in der Bildergalerie zeigt den Katharinenturm mit zwei Zifferblättern.
Wir zitieren aus der Expertise von Steffen Willing: „Die Uhr besteht aus einem geschmiedeten Rahmen mit einem Gehwerk und einem Schlagwerk. Ein Zeigerabtrieb ist vorhanden, ebenso Reste eines Verteilergetriebes auf der Uhrenkammer.
Das bedeutet dass die Uhr ein bis mehrere Zifferblätter angetrieben und auf eine Glocke geschlagen hat. Da nur ein Auslösestift vorhanden ist, gehe ich von einem Vollstundenschlag aus. Die Schlossscheibe zur Uhrschlageinteilung fehlt, der eine Auslösestift zeigt jedoch, dass es zur vollen Stunde immer die Stundenzahl geschlagen hat. Die Schlossscheibe zur Einteilung der Schlagfolge fehlt.
Nach Einschätzung der übrigen Bauteile des Verteilergetriebes, hat die Uhr drei Zifferblätter angetrieben. […]
Das Uhrwerk des Katharinenturmes weist einige Merkmale auf, welche eine Einschätzung des Alters zulassen, welche aber auch sehr selten sind. Es handelt sich um ein Unikat, Uhren aus dieser Zeit sind Einzelanfertigungen. […]
Eine einzigartige Besonderheit findet sich am Aufzug der Uhr: Sie besitzt ein Geh- und ein Schlagwerk, also zwei Aufzugswalzen (Bodenräder) und damit zwei Gewichte. Bei den mir bekannten Uhren, werden die Gewichte einzeln, nacheinander, mittels Handkurbel aufgezogen. Die Uhr des Katharinenturmes jedoch, hat eine durchgehende Welle mit einschiebbaren Ritzeln. Somit konnten beide Gewichte auf einmal aufgezogen werden und am Ende mittels der beweglichen Ritzel ausgeglichen werden. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal!
Ich würde die Uhr auf die Zeit 1680 – 1750 datieren. Es ist schwer hier Genaueres zu sagen. Evtl. finden sich Dokumente, beispielsweise Rechnungen, im Archiv.“
Kurze Historie zu Turmuhren