Überdachung der StiftsruineSchon bei den ersten Festspielen 1951 hatte die „Gesellschaft der Freunde der Stiftsruine“ Überlegungen zu einer Regensicherung angestellt. Bei schlechtem Wetter gab es als Alternativen den Ortswechsel in die Stadthalle, damals noch Kulturhalle genannt, die Geldrückgabe oder den Verfall der Karten, alles wenig besucherfreundlich. Von 1953 bis 1967 wurde in jedem Jahr eine riesige Zelthalle auf der Wiese an der Nordflanke der Ruine aufgebaut, mit ansteigender Tribüne, für 2000 Zuschauer und angedeuteter Ruinenbühne, ebenfalls nur ein Notbehelf und nicht annähernd Ersatz für eine Vorstellung in der Stiftsruine. Die Erörterungen und Überlegungen für den Bau einer festen Mehrzweckhalle brachten ebenfalls keine Ergebnisse, weil man das Ensemble des Stiftsbezirks nicht stören wollte. Dies führte dazu, dass die "Gesellschaft der Freunde der Stiftsruine" am 4. Dezember 1958 beschloss, einen Ideenwettbewerb für eine temporäre Überdachung der Ruine durchzuführen. Der Hessische Minister für Erziehung und Bildung hatte sich mit Erlass vom 20. Dezember 1958 hiermit einverstanden erklärt. Auf diese Ausschreibung, die nach Verfahrensregeln des Bundes Deutscher Architekten durchgeführt wurde, gingen 37 Entwürfe ein. Das Preisgericht, das aus den Architekten Dr. Pabst (Darmstadt), Bleibaum (Marburg), Grundmann (Hamburg), Gutbrod (Stuttgart) und Thümler (Münster) bestand, prämierte am 3. November 1959 drei Entwürfe, weitere Entwürfe wurden angekauft. Die Entwürfe wurden dem Magistrat der Stadt Bad Hersfeld übergeben. Die Zeit für die Verwirklichung des Projekts war aber offensichtlich noch nicht reif, sowohl für die Durchführungsabsicht, als auch in finanzieller und technischer Hinsicht. Es sollte noch bis 1968 dauern, bis einer der Entwurfseinreicher, Professor Dr. Frei Otto (1925-2015), den Traum vom Regendach für die Stiftsruine Wirklichkeit werden ließ. Heute ist es für die Festspiele eine fundamentale technische Einrichtung, auf die nicht verzichtet werden kann. Die Dachhaut ist aus Trevira gefertigt, damals wurden die Fäden noch von der Hoechst AG in Bad Hersfeld hergestellt. Das Dach hängt an netzartig aufgespannten Drahtseilen, befestigt an einem einzigen, 36 Meter hohen Mast. 22 Elektromotoren fahren die 1600 m2 große Dachhaut aus und ein. Die Konstruktion berührt das Gebäude nicht, eine Auflage des Denkmalschutzes. Zwischenzeitlich existiert bereits die 2. Überdachungsgeneration. Das heutige Dach wiegt ca. 1,2 Tonnen. Die "Gesellschaft der Freunde der Stiftsruine" ließ später auch Pläne für die Überdachung der Bühne anfertigen. Auch hierbei waren die Auflagen des Denkmalschutzes zu beachten. Deshalb überschritt der notwendige Aufwand einerseits die finanziellen Möglichkeiten, andererseits ist auch heute noch zu bedenken, ob dann das Freilichterlebnis, das auch den Charme der Bad Hersfelder Festspiele ausmacht, nicht vollkommen abhanden käme. Frei Otto ist für eine wunderbare Konstruktion zu danken, die ein wichtiger Beitrag für die Bad Hersfelder Festspiele ist und neben dem einzigartigen Raum- und Kulturerlebnis auch das Wohlbefinden unserer Besucher gewährleistet. |